Projektziel: Eine grosse Zahl gebietstypischer und/oder gefährdeter Arten etablieren!
Weshalb die Erhaltung der Biodiversität für das Leben und Überleben auf dieser Erde entscheidend ist, wurde auf dieser Homepage bereits thematisiert (Link). Die erfolgreiche Auseinandersetzung mit der Klimatischen Veränderung, den Emerging Infectious Diseases und der Demografischen Entwicklung kann nur mit einem möglichst grossen Fundus an genetischen Ressourcen gelingen: Dieser besteht aus der aktuell noch lebenden Biodiversität, worin die Pflanzen tonangebend 'orchestrieren'. Daneben steht ein Reservoir von Herbarien und Fossilien zur Verfügung, aus welchem künftig ebenfalls überlebenswichtige Gensequenzen (z.B. Resistenz-Gene) gewonnen werden können – dies ist der verzweifelte Griff nach dem (toten, gepressten) Strohhalm!
Die Stifterin hatte vor zirka 30 Jahren für das Projekt Vergessene essbare Pflanzen (Institut für Pflanzenbiologie UZH) nach der Natur gezeichnet.
Hier handelt es sich um die (a) einjährige, bei uns nicht heimische 'Spargelbohne', Lotus tetragonolobus L. mit vielen Synonymen, z.B. syn. Lotus purpureus (Moench) E.H.L. Krause, und die (b) native, mehrjährige 'Gelbe Spargelerbse' Lotus maritimus L. syn. z.B. Tetragonolobus maritimus (L.) Roth.
Struggle for Life:
Jede Art zählt!
Die Spargelerbse
Ein Pflanzenporträt mit phytochemischen Konturen
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Seit zweihunderttausend Jahren beschäftigt sich der Homo sapiens mit Pflanzen – meist anthropozentrisch ausgerichtet, in jüngster Zeit mit Blick auf das natürliche Zusammenspiel der Organismen, was wiederum unser eigenes Überleben begünstigen könnte ...
Die eindeutige Kennzeichnung einer Spezies war die Voraussetzung für ihre Erforschung. Der pragmatische Ansatz Linnés der Binären Nomenklatur hat die kompexen Bezeichnungen der Altvordern ersetzt und den Weg freigemacht. Damit ging ein Teil der Diagnose 'verloren', die sich bald einmal nicht mehr auf Morphologie und Habitat beschränkte. Mit anderen Worten: Die Pflanzenporträts werden laufend korrigiert und ergänzt – die moderne Diagnostik findet sich im Web of Science. Sie macht uns den unschätzbaren Wert einer Spezies schätzenswert!
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ALSO!
Die groben Züge dieses Porträts sind leicht zugänglich in Wikipedia und auf Infoflora offen gelegt. Zudem bahnt uns die kürzlich aktualisierte Online-Plattform von WORLDFLORA den Weg zu weiteren Datenbanken, aus denen wir zum Beispiel die Sequenzen der identifizierten Gene und Proteine abrufen können. Im Falle der hier ins Zentrum gerückten Lotus maritimus können wir erkennen, dass die Forschung noch nicht weit gediehen ist.
Um die Aufmerksamkeit zu wecken, habe ich unten das mondäne Phänomen der 'Orangenhaut' herangezogen, das illustrieren soll, dass das "Die Eigene Haut Retten" nicht von der Rettung der Biodiversität des Planeten getrennt werden kann; mit anderen Worten: Im Fokus müssen die kommenden Generationen und nicht unsere schäbig-schädliche Konsumwelt stehen.
Die feinen Nuancen und Konturen müssen hingegen im riesigen Web of Science (Web of Science Core Collection) aufgespürt werden. Im Falle der Spargelerbse sind die Publikationen überschaubar. Einige Patentschriften weisen darauf hin, dass diese Spezies gewinnbringend verwertet werden könnte! Davon weiter unten.
Die Phytoalexine von Lotus maritimus:
Für und wider die Lebens- und Plaggeister
Um ihrem "unschätzbaren Wert" im Sinne von Survival begegnen zu können, müssen wir einen Einlass in diese Welt der Publikationen und Zitate finden. Ich wähle hierzu den Schlüssel "Standort und Verbreitung aus ©Flora Helvetica 2018":
Wechselfeuchte, kalkig-tonige Böden in warmen Lagen / kollin-montan (subalpin) / CH
Der Begriff "wechselfeucht/warm" führt uns zu den ersten Arbeiten, in denen die molekulare Ebene des Existenzkampfes der Spargelerbse gegen Pilze erforscht wurde:
Eine Gruppe aus Reading UK infizierte die Blätter der Spezies mit einer Konidien-Suspension von Helminthosporium carbonum. Zwei Tage später isolierten die Forscher daraus eine Vielzahl von so genannten Phytoalexinen, mit denen diese Spezies den Pilz in Schach hält. Die Strukturen werden aufgetrennt, eine chemische Synthese wird angegangen und über den Biosyntheseweg wird spekuliert.
Beispiel: 6-Demethylvignafuran
(LIPID MAPS®)
Schön und gut! Aber was hat dies mit unserem Struggle for Life zu tun?
Die Forschenden sind nun daran, die molekularen Faktoren, welche die Bildung spezifischer Phytoalexine auslösen, kennenzulernen, um dereinst mit Gene Editing Techniken die Kulturpflanzen vor Pathogenen pestizidfrei zu schützen. Da Phytoalexine auch neuroprotektiv und kanzerostatisch wirken, ist ihr medizinischer Einsatz ebenfalls von grossem Interesse. Ein kürzlich erschienener Review zeigt die möglichen Richtungen der künftigen Forschung auf.
Spargelerbsige Flavonoide etc.:
Patentieren und Geld verdienen?
Die Essbarkeit der Spargelebse ist hinlänglich bekannt. Bei üppigem Vorkommen liesse sich im Gourmet-Restaurant ein extravagantes Häppchen kreiern. Aber damit vird mann/frau nicht reich. Reich werden ist ein anerkanntes Ziel, denn Geld will investiert sein, um noch mehr Geld zu scheffeln. Mit diesem Prozess fahren wir unsere Biosphäre etwas schneller an die Wand, da die meisten Aktivitäten dieser Art mit einem Verbrauch an Ressourcen und der Bildung von Treibhausgasen und Feinstaub gepaart sind.
Die oben erwähnten Patente zielen auf die 'Orangenhaut', Zellulitis im Fachjargon, die nicht zum heutigen Schönheitskult passt. .Sie ist eine Folge des Sitzens – auf dem Stuhl oder im Auto – und wird zudem stark begünstigt durch das Geschlecht und die Einnahme von Medis, allen voran von Psychopharmaka.
Orangenhaut – gerieben eine 'Würzzutat' für allerlei!
Dagegen muss etwas getan werden – der Tradition folgend:
"Schmieren und Salben hilft allenthalben!"
Schmieren und Salben mit spargelerbsigen Sekundärstoffen
Eine Analyse
In einer kürzlich erschienen Arbeit wurden die oberirdischen Organe von Lotus maritimus mit modernen Techniken analysiert und eine grosse Zahl von Verbindungen isoliert, die anschliessend auf ihre biologische Wirksamkeit (antioxidative Eigenschaften, Hemmung der Elastase) getestet wurden. Hier zum Artikel und 'Graphical Abstract!
Im Jahre 2014 wurde mit einer Placebo-kontrollierten, randomisierten Doppelblindstudie bei über 80% der Teilnehmenden eine Besserung beobachtet, dies mit einem Pflanzenpräparat, in welchem auch ein Extrakt der Spargelerbse integriert war. Die Forschenden beziehen sich dabei auf einen Bericht einer französischen Gruppe aus dem Jahre 2010, der anlässlich eines Kongresses in Buenos-Aires vorgestellt wurde und den ich nocht nicht gefunden habe: P Y Morvan, L Pentecouteau, H Offredo, R Vallée (2010) Anti-ageing and slimming potential of a Lotus maritimus Extract via its effect on Mitochondrial Sirtuins on human skin cells. In: 26th IFSCC Congress, Buenos-Aires, Argentina, September.
Sirtuins sind mitochondriale Proteine, die möglicherweise als metabolische Sensoren funktionieren.
Was bleibt unter dem Strich?
Die Wirkung der sekundären Pflanzenstoffe auf die Organismen dieser Welt ist Legion. Der molekulare Mechanismus ist in den wenigsten Fällen geklärt. Mit jeder Spezies verliert die Menschheit spezifisch einzigartige Biomoleküle, deren Potenzial für das Überleben wir nie mehr erfahren werden. Die Verlinkung einer Pflanzenspezies mit einer 'phytochemischen Datenbank' ist heute noch nicht gegeben. Deshalb:
Die hier präsentierte Wissenschaft steht in ihren Anfängen.
Es wurde hier gezeigt, dass in dieser Spezies nicht nur eine Remedur der ungeliebten Orangenhaut, die sich dem heutigen Ideal von Schönheit entgegenspannt, schlummert, sondern wie in jeder anderen Pflanzenart ein phytochemischer Schatz verborgen ist.